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Unten im Bild spielt im Dunkeln das Orchester. Darüber sind der Sänger Maurice Avitabile (Hérode) und die Sängerin Emmanuelle Chimento (Salomé) zu sehen, die auf verschiedenen Etagen der aus Gerüstbauteilen zusammengebauten Kulisse stehen beziehungsweise liegen. Der Taktstock des Dirigenten ist vom Scheinwerferlicht hell erleuchtet.
Applaus, Festschrift BDLO100 2024

Ein Jubiläum in Jena

Sebastian Krahnert
4. Februar 2025
Titelbild: Maurice Avitabile (Hérode) und Emmanuelle Chimento (Salomé)
| © Britta Rehder-Gessner
Die Hofoper an der Friedrich-Schiller-Universität Jena feierte im Juni 2024 ihr 25-jähriges Bestehen. (1) Was 1999 mit Mozarts Zaide im idyllischen und akustisch bestens geeigneten Innenhof des Jenaer Universitätshauptgebäudes mehr improvisiert und spontan begann, hat sich inzwischen zu einer festen und allseits beliebten Größe in Jenas Kulturkalender entwickelt. Die Akademische Orchestervereinigung unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Sebastian Krahnert ist damit das einzige (uns bekannte) Amateurorchester, das in Verbindung mit ausgewählten Solisten und dem Universitätschor der Friedrich-Schiller-Universität Jena regelmäßig eine sommerliche Musiktheater-Produktion bestreitet. Die Amateurmusik setzt dadurch weit über Jena hinaus ein sicht- und hörbares Zeichen ihrer Leistungsfähigkeit.

Mit der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig verband uns von 2016-2022 eine regelmäßige, im Zweijahresrhythmus stattfindende Zusammenarbeit. Dadurch konnten wir insgesamt vier Leipziger Hochschulinszenierungen nach Jena importieren und mit der Akademischen Orchestervereinigung unter der Leitung von UMD Sebastian Krahnert auf die Bühne der Jenaer Hofoper bringen.

Seit zwei Jahren gibt es außerdem Hofopernspecials, die dem Programm eine zusätzliche inhaltliche Note verleihen. Hier wurde von dem Vokalensemble Octavians mittels »Ein Freund, ein guter Freund« die Geschichte der Comedian Harmonists erzählt, gespielt und gesungen und damit ein erster Akzent gesetzt. Die Kinderhofoper hält ebenfalls seit 2022 spezielle Veranstaltungen bereit. 2022 wurde Ralph Vaughan Williams‘ Ballett Old King Cole – eine Kooperation zwischen dem Jenaer Universitätschor und dem Akademischen Orchester Erfurt – aufgeführt, 2023 wurde Die Entführung aus dem Serail speziell für Kinder bearbeitet und präsentiert.

 

Für das Jubiläumsjahr 2024 ist eine besondere Oper ins Programm genommen worden: die zeitgleich mit der berühmteren Schwester, Richard Strauss‘ Salome, entstandene Oper Salomé von Antoine Mariotte (1875–1944), eines weitgehend unbekannten französischen Komponisten, der nur sehr selten auf den Spielplänen der Opernhäuser zu finden ist. Sie entstand in den Jahren 1902 bis 1906, wurde aber aufgrund von Rechtsstreitigkeiten mit Richard Strauss und dessen Verleger erst am 30. Oktober 1908 im Grand Théâtre de Lyon uraufgeführt.

Mariotte hat Oscar Wildes Einakter in der originalen Sprache (französisch!) vertont und schuf eine faszinierende Partitur in vielfältig leuchtenden, dunklen Farben. Die abgründig-fesselnde Geschichte zwischen der Prinzessin Salomé und dem Propheten Iokanaan wird als mystisches Psychogramm im Stile des Fin de Siècle erzählt. Für die Inszenierung konnte mit Matthias Oldag erneut ein international renommierter Regisseur gewonnen werden. Das internationale Ensemble vereinigte Sängerinnen und Sänger aus Frankreich, Brasilien, Tschechien, Polen, Israel und Deutschland. In einer inspirierenden, fruchtbaren und sehr fordernden mehrwöchigen Probenphase wurden sowohl die Sängerinnen und Sänger in szenischer und musikalischer Arbeit als auch das Orchester und der Chor auf das Zusammenwirken vorbereitet.

Im Vorfeld der Salomé-Produktion entstand eine Einführungsveranstaltung an der Universität mit namhaften Referentinnen und Referenten. Ausgehend von theologischen, kunsthistorischen und ästhetischen Betrachtungen wurden Aspekte der Salomé von Oscar Wilde und der Inszenierung der Mariotte-Oper behandelt. Die Universität erweist sich als idealer Ort, sich großen mythischen Stoffen aus verschiedenen Blickwinkeln zu nähern und fruchtbare Gespräche zu initiieren.

Ein irritiert, streng blickender Johannes Schwarz (Iokanaan) wird von Emmanuelle Chimento (Salomé) angesungen | © Siegfried Duryn

Johannes Schwarz (Iokanaan) und Emmanuelle Chimento (Salomé) | © Siegfried Duryn

In der Woche der Endproben wurde dann am Ort des Geschehens zunächst mit Klavierbegleitung und schließlich mit Orchester, Licht, Maske, Kostümen etc. das komplexe und faszinierende Gebilde einer Musiktheaterproduktion zusammengesetzt. Das groß besetzte Orchester hat allein im Juni neun Proben und sechs Aufführungen größtenteils in den Abend- und Nachtstunden bestritten – eine großartige Leistung, vor allem, wenn man bedenkt, dass »nebenher« noch Studium oder Beruf zu bewältigen waren.
Und dann kam der Tag der Premiere. Mit Spannung wurde erwartet, wie das Publikum den Musiktheaterabend mit Mariottes Salomé – gesungen in französischer Originalsprache mit deutschen Untertiteln – aufnehmen würde. Mit Erleichterung, Genugtuung und ein wenig Stolz durften alle Mitwirkenden erleben, wie das Publikum der sechs sehr gut besuchten – bei gutem Wetter im Freien stattfindenden – Aufführungen vom Bühnengeschehen gefesselt war und der dargebotenen Geschichte fasziniert folgte.

Das Ineinandergreifen von Inszenierung und Mariottes komplizierter und suggestiver Partitur, von der Akademischen Orchestervereinigung der Jenaer Universität mit Farbreichtum, Genauigkeit, Flexibilität und Hingabe musiziert, ließ das komplexe Gebilde eines gelungen Musiktheaterabends Wirklichkeit werden. Die Sängerdarstellerinnen und -darsteller Emmanuelle Chimento (Salomé), Johannes Schwarz (Iokanaan), Maurice Avitabile (Hérode), Lucie Ceralová (Hérodias), Ron Silberstein (Narraboth), Joanna Jaworowska (Page), Friedo Henken (1. Soldat) und André Rabello (2. Soldat) beeindruckten durch stimmliche und differenzierte darstellerische Präsenz. Emmanuelle Chimento in der Titelpartie faszinierte in besonderer Weise.

Der Universitätschor leistete sowohl auf der Bühne als auch – in der berührenden Schlussszene der Salomé mit dem Kopf des Iokanaan – hinter der Bühne Großartiges. Die Kostüme (Margarita Bock), die Maske (Kerstin Wirrmann-Göhler) und die Beleuchtung (Karsten Philipp) unterstützten die Ästhetik der Inszenierung mit eigenen Akzenten zum Teil überraschend und jedenfalls phantasievoll. Die Leipziger Gruppe amarcord ergänzte das diesjährige Jubiläumsprogramm sehr erfolgreich mit einem Programm für Kinder und den beiden Hofopernspecials Amerika! und Sommer.

Im Auftrag der Oscar Wilde Society besuchte die belgische Rezensentin Tine Englebert eine Aufführung in Jena und schrieb für The Wildean, das akademische Journal der Society, eine umfangreiche Rezension, aus der ich zitieren darf: »Die innovative Inszenierung und Krahnerts musikalische Leitung schufen eine fesselnde und dynamische Atmosphäre. Diese Inszenierung von Salomé mit ihrem atemberaubenden Finale war fesselnd und unvergesslich und zeigte die einzigartigen Vorzüge dieses oft übersehenen Werks. Es war eine wirklich wunderbare und bezaubernde Erfahrung, die die Reise nach Jena wert war.«

 


1) Seit 1999 wurden folgende Werke des Musiktheaters gespielt: J. N. Bach: Der Jenaische Wein- und Bierrufer; Bartók: Herzog Blaubarts Burg; Beethoven: Die Geschöpfe des Prometheus; Bizet: L’Arlésienne; Britten: Midsummernight’s Dream; Gluck: Der bekehrte Trunkenbold / Don Juan, Orpheus und Eurydike; G. Kreisler: Du sollst nicht lieben; Millöcker: Der Bettelstudent; Mozart: Zaide, Die Gärtnerin aus Liebe, Cosi fan tutte, Don Giovanni, Die Entführung aus dem Serail; Francis Poulenc: La voix humaine; Rossini: Der Barbier von Sevilla; Satie: Le Piège de Méduse, Cinéma, Relâche; Schubert: Die Bürgschaft (szenische Uraufführung); J. Strauss: Die Fledermaus; von Suppé: Die schöne Galathée; Weber: Der Freischütz; Richard Wetz: Das ewige Feuer (Wiederauf­führung nach über 100 Jahren)

Jubiläum, Kooperation
Ein Jubiläum in Jena
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