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Allgemein, Festschrift BDLO100 2024

Vergessene Musik von Komponistinnen

Mary Ellen Kitchens
26. Mai 2025
Titelbild: Bücher, Noten, CDs - alles bestens sortiert
© Andrea Späth
Vergessene Komponistinnen – das war der Titel des Artikels, der den Auftakt zu einem nun schon 45-jährigen Engagement für Frauen in der Musikbranche bildete. Geschrieben hat ihn 1977 Elke Mascha Blankenburg, eine Kölner Dirigentin, Musikwissenschaftlerin und spätere Mitgründerin des Archivs Frau und Musik (AFM). Sie schildert darin das Fehlen von Komponistinnen in den Spielplänen, aber auch von Dirigentinnen an den Pulten der Orchester und Chöre sowie der Interpretinnen in den Ensembles. Die Frage bleibt: Wo sind die Frauen in der Musik?

Wer in Konzertführern oder Musiklexika schaut, muss weiterhin davon ausgehen, dass Frauen nicht komponieren. Auch die aktuellen Spielpläne der Orchester zeigen ein ähnliches Bild: Nur 7,5 Prozent der von Profi-Orchestern aufgeführten Werke weltweit stammen von Frauen. Das ergab eine Studie der Organisation Donne in Musica in der Saison 2023/2024. Ein Grund mag der Fokus unseres Klassikbetriebs auf historische Musik aus Europa sein und damit auf Musik aus Zeiten und Kulturen, in denen Frauen aus der Kompositionspraxis ausgeschlossen waren. Eine Anstellung am Hof oder bei der Kirche blieb ihnen lange untersagt. An Konservatorien durften Frauen weder lernen noch lehren und spätestens nach der Heirat waren öffentliche Auftritte als Musikerinnen verpönt. Aber immer gab es auch Gegenströmungen: Frauen, die trotzdem komponierten. So schrieben etwa Louise Farrenc, Emilie Mayer, Florence Price oder Elfrida Andrée bedeutende Sinfonien. Und Frauen haben sich gegenseitig gefördert: Fanny Hensel wurde früh von ihrer Mutter unterstützt – gegen den Willen des Vaters und des Bruders Felix Mendelssohn. Sie selbst bestärkte die Komponistinnen Johanna Kinkel und Delphine von Schauroth in ihrer Arbeit, und sie stand im engen Austausch mit Clara Schumann.

Zu einem Frauen-Musik-Netzwerk führte auch der oben erwähnte Artikel von Blankenburg: Zahlreiche Komponistinnen, Musikwissenschaftlerinnen und Musikerinnen meldeten sich bei der Autorin und gründeten 1979 den Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik. Sie recherchierten in Bibliotheken nach historischen Werken, sammelten Noten und Informationen und schufen so das Archiv Frau und Musik. Sein Bestand umfasst derzeit rund 31.000 Medien von über 2.100 Komponistinnen, darunter befinden sich Notenhandschriften und -drucke vom 9. Jahrhundert bis heute sowie Literatur, Ton- und Bildträger. Die Musik soll aber gehört und erlebt werden. Das Archivteam berät deshalb Musizierende bei der Recherche, führt Workshops mit Programmplanenden oder Studierenden durch und entwickelt Materialien für den Schulunterricht. Die Anstrengungen der letzten Jahrzehnte führten auch dazu, dass Verlage vermehrt die Werke von Komponistinnen publizieren.

Auch Konzerthäuser oder Musikverbände sind interessiert daran, ihr Repertoire zu erweitern. Dazu gehört der BDLO, der seit 2022 mit dem AFM kooperiert. Am Beginn der Zusammenarbeit stand die BDLO-Akademie 2022, die in den Räumen des Archivs in Frankfurt stattfand und die Musikgeschichte von Frauen thematisierte. 2023 folgte ein Projekt mit dem Ziel, die Orchesterwerke und Kammermusik von Komponistinnen leichter auffindbar zu machen. Den Anstoß gab eine Analyse der BDLO-Datenbank: Der Anteil an Werken von Komponistinnen betrug lediglich 2 Prozent. Auf Initiative und unter Leitung von Mary Ellen Kitchens – Dirigentin und Vorstandsmitglied des AFM – wurde die Datenbank mit Verweisen aus dem Bestand des Archivs angereichert. Nach Abschluss des Projektes ist der Anteil auf 10 Prozent angewachsen; er wird nun kontinuierlich erweitert. Im BDLO-Akademieheft 2023 ist nachzulesen, wo und wie Noten von Komponistinnen recherchiert und erworben werden können. Die Zusammenarbeit zieht noch weitere Kreise: In diesem Jahr wird das Bundesamateurorchester im Festkonzert des BDLO die Sinfonie von Dora Pejačević in fis-Moll unter der Leitung von Judith Kubitz spielen.

Es tut sich also etwas in Sachen Komponistinnen! Orchester und Häuser wie das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin oder das Opernhaus Wuppertal spielen mindestens ein Werk einer Komponistin pro Konzert oder Saison. Im Rahmen der Festwochen Wien erarbeiteten zahlreiche Musikinstitutionen unter Mitarbeit des AFM eine Erklärung zu diversitätsbewusster Programmierung. Und Ensembles wie der Orchesterverein Kempten, die ebenfalls kein Konzert ohne Komponistin spielen, beweisen, dass gerade Laienensembles der treibende Motor des Wandels sein können. Denn sie nehmen sich oft die nötige Zeit für die Beschäftigung mit der bislang unbekannten Musik. Sie gehen auf Entdeckungsreisen und lernen so vielleicht neue Lieblingsstücke kennen. So wird die vormals »vergessene Musik« endlich in Erinnerung gerufen und wieder neu – oder auch erstmals – belebt.

Vergessene Musik von Komponistinnen
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