Gustav Mahlers zweite Sinfonie – die sogenannte „Auferstehungssinfonie“ – beginnt zwar nicht mit einem Auftakt. Das wäre bei einem mit „Todtenfeier“ überschriebenen ersten Satz, auf den mindestens fünf Minuten Pause folgen sollen, auch nicht stimmig. Aber die vier darauffolgenden Sätze beginnen mit Auftakten. Zuerst ein Tanz, dessen Charakter mit nur einer einzelnen Note im Auftakt für den ganzen Satz vorgestellt wird – Grund genug, diesem einen Ton Dutzende Minuten Probenzeit zu widmen. Dann ein doppelter Paukenschlag, der nicht nur ein Scherzo eröffnet, sondern auch regelmäßig im Publikum die gefundene innere Ruhe unterbricht. Der vierte Satz schwebt mit einem gesungenen Auftakt der Altstimme in „sehr feierlicher, aber schlichter“ Gestalt weich aus dem Nichts und selbst der monumentale fünfte Satz beginnt mit einem winzigen Moment der Stille: einer 64tel-Pause, bevor das Chaos als Auftakt „wild herausfährt“.
Als das Universitätsorchester Dresden gemeinsam mit dem Universitätschor und den Solistinnen dieses Werk am 27. Januar 2024 im Dresdner Kulturpalast vor voll besetzten Rängen zum Klingen brachte, war es mehr als ein Konzert. Es war ein Auftakt – in jeder Bedeutung des Wortes. Es war das erste von mehr als hundert musikalischen Ereignissen im Jubiläumsjahr zum 100. Bestehen des BDLO.
Der Auftritt im Dresdner Kulturpalast beflügelte die beteiligten Amateurmusikerinnen und -musiker zu bemerkenswerten Leistungen. Mehr als 120 Musikerinnen und Musiker nahmen auf der Bühne Platz, unterstützt von mehr als hundert Sängerinnen und Sängern im Chor. Beide Besetzungen des Universitätsorchesters Dresden wuchsen unter der Leitung von Helmuth Reichel Silva auch dank zweier Extra-Probenwochenenden zu einem beeindruckend geschlossenen Klangkörper zusammen, der mit Ernst, Energie und Liebe zum Detail arbeitete.
Den festlichen Rahmen rundete ein Empfang des Oberbürgermeisters Dirk Hilbert ab, bei dem er in seinem Grußwort sowohl dem BDLO zum Jubiläum als auch den Mitwirkenden zu ihrer Leistung gratulierte. Milko Kersten, Präsident des Sächsischen Musikrats, schloss sich dem Dank an – für das Engagement, den musikalischen Anspruch und den gelungenen Auftakt.
Mahlers Zweite sollte im Lauf des Jahres noch zwei weitere Male erklingen – in Hamburg und in Berlin. Jedes Mal neu, jedes Mal anders – aber immer als Teil eines großen musikalischen Jubiläums, das seinen ersten Atemzug in Dresden genommen hat.