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Allgemein, Festschrift BDLO100 2024

Mecklenburg-Vorpommern

Sebastian Schröder
26. Mai 2025
Titelbild: Arbeitsphase des Sinfonischen Orchesters ­Mecklenburg-Vorpommern 2023 in Wismar
| © Mareike Grell
Musik tut gut – Amateurorchester in Mecklenburg-Vorpommern
Der Landesverband der Liebhaberorchester in Mecklenburg-Vorpommern e.V. gehört zum BDLO und wurde 2010 gegründet. Aktuell sind in ihm acht Orchester organisiert. Das älteste ist das 1931 gegründete Collegium Musicum Schwerin, das jüngste, aus dem Jahr 2021, ist das Rügener Inselorchester. Weitere Mitgliedsorchester sind: Collegium Musicum Parchim, Freies Studentenorchester Rostock, InTakt Schwerin, Gruppe Hausmusik Rostock-Schmarl, Orchester am Lustwall Greifswald, Enthusiasten Orchester Stralsund. Außerdem sind Einzelmitglieder im Landesverband engagiert. Sie musizieren in Amateurorchestern, die sich in Trägerschaft von kommunalen Musikschulen befinden, aber nicht Mitglied im BDLO sind, oder sie machen Kammermusik.

Der Landesverband repräsentiert das orchestrale Amateurmusikschaffen in Mecklenburg-Vorpommern und arbeitet aktiv im Landesmusikrat Mecklenburg-Vorpommern mit. Der Landesverband ist Träger des Sinfonischen Orchesters Mecklenburg-Vorpommern (SOMV), einem Projektorchester, das in der Regel jährlich an wechselnden Orten zu einer Probenphase mit Abschlusskonzert zusammenkommt, im Jahr 2023 zum zehnten Mal.

Der Dirigent Wolfgang Friedrich ist Gründungsmitglied des Landesverbandes und leitete das SOMV. Er dirigierte außerdem viele Jahre das Collegium Musicum Parchim und die Schelfoniker in Schwerin. Heute ist er im Ruhestand. Im Gespräch blicken wir zurück und ergründen, was das Besondere ist, wenn sich Amateure, Laien, Liebhaberinnen und Hobbymusiker – oder wie immer man unsere Mitglieder auch nennen mag – in der Freizeit klassischer Musik in ihrem Orchester widmen.

Sebastian Schröder: Lieber Herr Friedrich, 100 Jahre BDLO, aber in Mecklenburg-Vorpommern gibt es den BDLO erst seit 2010. Warum so spät?
Wolfgang Friedrich: Es begann viel früher. Bereits 1995 habe ich ein sinfonisches Programm für den BDLO in der Rostocker Stadthalle dirigiert. Es war eine Festveranstaltung zur Verleihung der Zelter-Plakette mit Bundespräsident Roman Herzog. Im Orchester war Wolfram Perlick, ein Musikpädagoge aus Schwerin. Er hatte sich früh für den BDLO engagiert, war später dessen Ehrenmitglied. Und Volker Schubert, Cellolehrer aus Parchim, hat auch schon mitgemacht. Er war dann die treibende Kraft, hat die Initiative ergriffen und später den BDLO-MV nach der Gründung 12 Jahre sehr engagiert geführt.

 

Sebastian Schröder: Was waren die Ziele bei der Gründung des Landesverbands?
Wolfgang Friedrich: Wir leben in einem ländlichen Bundesland mit wenigen Einwohnern. Es gibt zwar Menschen, die in ihrer Freizeit gemeinsam mit anderen gerne Musik machen, aber sie leben oft weit voneinander entfernt. Da reicht es manchmal nur zur Bildung von Kammermusik-Gruppen. Unsere Mitglieder sollen die Möglichkeit haben, aus der musikalischen Isolation herauszukommen und große sinfonische Werke zu spielen. Das ist die Idee des Sinfonischen Orchesters Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem war die Vereinsgründung natürlich wichtig, um an Fördermittel zu kommen und um überhaupt wahrgenommen zu werden.

 

Sebastian Schröder: Eine Idee, die erfolgreich umgesetzt wurde …
Wolfgang Friedrich: Wir haben bescheiden angefangen und uns entwickelt. Bei meinem letzten Konzert mit dem SOMV 2018 haben wir unter dem Motto „Romantik auf Rügen“ das Violinkonzert von Max Bruch und die 1. Sinfonie von Brahms aufgeführt.

 

Sebastian Schröder: Die Programmgestaltung für Amateurorchester ist ein weites Feld. Vieles muss bedacht werden: Das Niveau, der Anspruch, die Erwartung des Publikums – was noch?
Wolfgang Friedrich: Mir war es immer wichtig, Originalliteratur zu spielen und das Niveau Schritt für Schritt zu steigern. Gruppe ist besser als Solo. Damit meine ich, dass eine Stelle, die beim Üben zu Hause Schwierigkeiten bereitet, im Zusammenspiel des Orchesters plötzlich machbar ist. Außerdem nehme ich als Dirigent natürlich Rücksicht auf die spieltechnischen Möglichkeiten und modifiziere zum Beispiel das Tempo.

 

Sebastian Schröder: Dafür können Sie sich bei einem Amateurorchester sicher sein, dass alle sehr motiviert sind, denn es ist unser Freizeitvergnügen.
Wolfgang Friedrich: Auch in Profiorchestern habe ich viel Freude beim Musizieren erlebt, aber es gibt auch Frust durch den hohen Perfektionsanspruch, dem man nur schwer gerecht werden kann. Das entfällt bei den Laien.

 

Sebastian Schröder: Auch Laien streben nach einer perfekten Leistung. Aber es ist natürlich freiwillig und kein beruflicher Druck. Im Gegenteil: Amateurmusiker bauen ihren beruflichen Stress beim Musizieren ab.
Wolfgang Friedrich: Richtig und es muss nicht immer 100% sein. Entscheidend ist für mich, dass nach dem Konzert jeder mit seiner Leistung zufrieden ist und es Spaß gemacht hat. Ich habe meinen Orchestern Mut gemacht. Es ist eine pädagogische Aufgabe. Bei anspruchsvollen Werken lohnt sich die intensive Arbeit am Ende immer.

 

Sebastian Schröder: Auch für das Publikum?
Wolfgang Friedrich: Auf jeden Fall. Gefällt ein Stück dem Orchester, dann ist es motiviert, und dann gefällt es auch dem Publikum. Ich habe Stücke ausgesucht, die schon wirken, wenn man sie zum ersten Mal hört. Zum Beispiel, weil man etwas wiedererkennt oder wegen bestimmter Effekte und Motive. Dann macht das Üben Spaß und das Zuhören auch.

 

Sebastian Schröder: Im BDLO wird aktuell die gesellschaftliche Rolle der Amateurmusik diskutiert. Wie sehen Sie das?
Wolfgang Friedrich: Es gibt den sozialen Faktor beim gemeinsamen Musizieren. Man erlebt die Gemeinschaft, kennt sich, feiert auch mal zusammen. Das gilt nicht nur für Ensembles, die jede Woche zusammenkommen. Das erlebe ich auch bei Projektorchestern. Man freut sich darauf, wieder gemeinsam Musik zu machen – eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, an der sich das Publikum hoffentlich ebenfalls zahlreich erfreut.

 

Sebastian Schröder: Im Kulturförderjargon nennt man das einen »Beitrag zur Musikpflege«.
Wolfgang Friedrich: Mit dem man als Amateurensemble übrigens auch ein Publikum erreichen kann, das sonst nicht in klassische Konzerte geht, vor allem auf dem Lande, wo der nächste Konzertsaal weit weg ist. Vielleicht gibt es erst Vorbehalte, weil nur ein Laienorchester spielt. Aber die kann man überwinden, wenn das Publikum spürt, dass sich alle Musikerinnen und Musiker ernsthaft engagieren.

 

Sebastian Schröder: Ich finde, dass Amateurorchester auch deshalb für die Gesellschaft eine wichtige Rolle haben, weil sie meistens generationenübergreifend sind. Bei unserem letzten SOMV-Projekt reichte die Altersspanne von 14 bis über 80. Das gibt es in keiner Sportmannschaft.
Wolfgang Friedrich: Ja. Wir hatten im SOMV manchmal Not, weil eine Position nicht besetzt war. Dann hat sich ein junger Schüler der örtlichen Musikschule rangewagt. Häufig war das für den Schüler ein großes Erlebnis, das ihn motivierte für seinen weiteren Weg. Und wir haben ein neues Orchestermitglied gehabt. Aber das wichtigste am gemeinsamen Musizieren ist für mich, dass Musik den Charakter positiv beeinflusst: Man kommuniziert anders und besser, lernt zuzuhören. Musik ist das Gegenteil von Unsachlichkeit und Streit. Musik ist gut für das gesellschaftliche Klima, Musik tut uns gut.

Arbeitsphase des Sinfonischen Orchesters ­Mecklenburg-Vorpommern 2023 in Wismar (unter der Leitung des Dirigenten Steffen Tast)

| © Mareike Grell

Mecklenburg-Vorpommern
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