Eindrücke von der 8. Arbeitsphase – Dirigent Josef Stolz bereichert die Proben mit musikhistorischer Expertise
Das Bayerische Amateurorchester probte vom 27.9.-1.10.2023 in der Musikakademie Hammelburg und stellte in einem symphonischen Konzert im Max-Littmann-Saal, Bad Kissingen, die erarbeiteten Werke vor. Zu hören war neben Mendelssohns Ouvertüre Athalia op. 74 als Hauptwerk die zweite Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 von Johannes Brahms. Für diese Arbeitsphase konnte der Dirigent Prof. Josef Stolz aus Wien verpflichtet werden, der bereits über Pfingsten das Bundesamateurorchester 2023 dirigiert hatte. Die Registerproben wurden von professionellen Dozenten geleitet, wobei bei den Streichern diese auch als Stimmführer mitspielten.
Das Bayerische Amateurorchester probte vom 27.9.-1.10.2023 in der Musikakademie Hammelburg und stellte in einem symphonischen Konzert im Max-Littmann-Saal, Bad Kissingen, die erarbeiteten Werke vor. Zu hören war neben Mendelssohns Ouvertüre Athalia op. 74 als Hauptwerk die zweite Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 von Johannes Brahms. Für diese Arbeitsphase konnte der Dirigent Prof. Josef Stolz aus Wien verpflichtet werden, der bereits über Pfingsten das Bundesamateurorchester 2023 dirigiert hatte. Die Registerproben wurden von professionellen Dozenten geleitet, wobei bei den Streichern diese auch als Stimmführer mitspielten.
Der Dirigent
Stolz’ Dirigat war routiniert, und er führte uns sicher durch die Sinfonie. Er leitete die Proben tiefenentspannt, aber gewürzt mit Schalk und Humor, und er strahlte mit unnachahmlichem Wiener Charme Ruhe ins Orchester aus! Sein österreichischer Blick auf die emotionalen Inhalte, das richtige Gespür für die musikalische Situation, also genau das, was das Orchester braucht, haben das Bayerische Amateurorchester richtig fokussieren lassen. Stolz konnte sich über musikalisch geglückte Passsagen unglaublich freuen, was sich dann auch auf die gute Stimmung (im doppelten Sinne) des Orchesters übertrug. »Bläser, gebt es zu, Ihr habt heimlich geübt!«
Musikhistorisches vom Dirigenten
Josef Stolz bereicherte die Arbeitsphase durch Einblicke in die Probenarbeit mit Profiorchestern sowie mit tiefgründigen Analysen der Werke (»kompositorischer Witz«), indem er sie in den Kontext der Musikgeschichte stellte. Zu den für Brahms typischen rhythmischen Überlagerungen verwies Stolz auf Einzeichnungen, die Brahms in Noten von G. Palestrina in einer Bibliothek in Wien vorgenommen hatte.
Zum Überspringen der Wiederholung im ersten Satz wusste Stolz eine Anekdote aus den Proben zur Erstaufführung vom 15.01.1879 in Graz zu erzählen, die ihm in der Dirigentenklasse von Karl Randolf vermittelt wurde (der sie wiederum von seinem Lehrer Weingartner gehörte hatte, der in Graz damals dabei war). Demnach sei Brahms »fuchsteufelswild« geworden, als der Dirigent (vermutlich Ferdinand H. Thieriot) die Exposition in der Probe wiederholte. Auf den Einwand von Thieriot, er (Brahms) habe die Wiederholung doch selbst in der Partitur vorgeschrieben, antwortete Brahms: »Ja, aber in der Partitur steht das nur aus formalen Gründen«.
Stolz’ Erläuterungen veranschaulichten uns die Komposition und erleichterten die Interpretation, beispielsweise in der Durchführung des ersten Satzes beim Fugato (Takt 203–223), das Brahms mit Akkorden der Bläser beendete, bei denen das Motiv »B-A-C-H« (Takt 225–227) plötzlich hörbar wird, gleichsam als wolle Brahms die Botschaft senden: »Hört, ich kann auch Fuge wie Bach!«. Stolz hat Brahms aber auch prospektiv durchleuchtet und gezeigt, wie seine Harmonien Kompositionen späterer Komponisten beeinflusst haben.
Ausklang am Abend
Verschiedene, situativ zusammengestellte Ensembles ließen den Abend kammermusikalisch und mit Hammelburger Silvaner langsam ausklingen. Am letzten Abend formierten sich diese Ensembles zu einem Spontan-Streichorchester. Unter Leitung von Stolz (»Ich muss noch nachsitzen«) wurde das Allegretto aus Palladio (K. Jenkins) sowie das Brandenburgische Konzert Nr. 3 G-Dur mit rhythmisch-knackig–packendem Streichersound musiziert. Im Felsenkeller wurden zur späten Stunde noch Schwänke aus dem Musikerleben gemeinschaftlich ausgetauscht.
Abschlusskonzert im Max-Littmann-Saal, Bad Kissingen
Höhepunkt war das Abschlusskonzert im wunderschönen Littmann-Saal, dessen ausgewogene Akustik das Orchester beflügelt hat. Der herzliche Applaus und der Sekt-Umtrunk im Jugendstil-Foyer ließen alle bereichert nach Hause fahren.
Fazit: Die harmonische Atmosphäre im Orchester sowohl während der Proben als auch in der freien Zeit, in Kombination mit schönem, musikalisch-anspruchsvollem Programm, bleibt in bester Erinnerung. Wir freuen uns auf das Bayerische Amateurorchester in Hammelburg 2024! Wie in den Jahren zuvor gilt unser großer Dank auch für das diesjährige Projekt der bewährten Organisatorin Frauke Peuker-Hollmann vom Landesverband Bayerischer Liebhaberorchester (LBLO), die wieder mal unermüdlich alle organisatorischen Probleme löste.